Im Video spreche ich über das schwer zu begreifende, oft schleichende Thema der Co-Abhängigkeit.
Wichtig ist mir immer der Perspektivenwechsel.
Ich spreche über folgende Themen und gebe Dir Impulse zu:
? Warum die Co-Abhängigkeit Dein grösstes Geschenk ist
? Was ist der wichtigste Schlüssel als Co-Abhängiger
? Warum Selbsttliebe der Schlüssel ist
? Mitgefühl versus Mitleiden
? Grenzen setzen
? Was Du tun kannst, um wirklich zu helfen
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Gehen wir dieser Vorstellung doch einmal genauer auf den Grund:
Warum wollen wir denn alle heiraten?
Wie oben beschrieben, haben wir alle Märchen gelesen – so dass wir darauf gebrieft sind, dass „das Aschenputtel den Prinzen bekommt“ und die Geschichte ein Happyend hat.
Natürlich lieben wir und wollen den Rest unseres Lebens gemeinsam verbringen, daran ist nichts auszusetzen und darauf muss ich nicht weiter eingehen.
Dennoch schreibe ich ketzerisch, dass ich mich selbst geheiratet habe.
Aber warum?
Geht das denn?
Darf ich das schreiben?
Und warum tue ich dies?
Ich möchte hier ein paar Hintergrundinformationen beleuchten, warum viele Menschen wirklich heiraten.
Wir heiraten, weil uns etwas fehlt:
- der Partner, der uns voll ständig macht.
- die Liebe, die wir wie das Atmen benötigen.
- die Anerkennung, dass wir liebenswert sind.
- das Kuscheln, Schmusen und den Körper des anderen.
- tatsächlich oft das Streiten, um uns zu spüren, unsere Grenzen und Spiegel oder auch um Ballast loszuwerden.
- oder weil uns eben diese romantische Vorstellung fehlt: Wir treffen den Richtigen und dann ist alles gut, so wie in den Märchen.
- u. v. m.
Wir heiraten, weil wir mit folgenden Dingen nicht umgehen können:
- die Langeweile (ja, Langeweile!), von der wir zuviel haben.
- die Einsamkeit, die wir damit füllen.
- die Angst vor dem Alleinsein.
- dem nicht dazugehören
- die Ablenkung zum Alltag.
- dass wir kein Sex vor der Ehe haben dürfen.
Wir heiraten, weil es „normal“ ist:
- Frauen brauchen Männer, damit sie ausgesorgt sind.
- Männer brauchen Frauen zum Kochen, Kinder kriegen etc.
- weil wir Kinder bekommen.
- Weil alle es so machen und wir diese Vorstellung und Annahme einfach übernommen haben.
- sonst sind wir nicht gesellschaftsfähig, gehören nicht dazu.
- weil wir aus dem Mangel kommen und somit es gewohnt sind, dass wir Lob, Anerkennung und Liebe von außen, also anderen, bekommen.
- u. v. m.
Wir heiraten, weil es uns immer wieder „eingetrichtert“ wurde:
- durch die Märchen.
- durch die Gesellschaft, dass wir dieses Ziel erreichen müssen.
- durch unsere Eltern, die nur das Beste für uns wollen.
- weil es erwartet wird.
- weil wir Vorteile dadurch haben, z. B. Steuer- oder Versicherungsersparnisse.
- weil es alles so machen und wir dies dann „auch haben wollen“.
- u. v. m.
Wir heiraten also meist, weil wir etwas brauchen.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir uns dies nicht selbst geben. Aber ist es nicht krass gedacht, dass wir von unserem Gegenüber etwas erwarten, was wir uns selbst nicht geben können? (Und wir wundern uns, dass unsere Beziehungen nicht funktionieren?)
Daher hatte ich – wie viele Male schon früher – den Impuls, mich selbst zu heiraten. Denn damit habe ich die Entscheidung und den Entschluss getroffen, mich selbst zu lieben, mir all dies zu geben, was ich sonst von meinem Partner (im Außen) erwarte.
Für mich ist dies der wichtigste Schritte für alle Selbstthemen: mich selbst zu heiraten, weil ich so liebenswert bin – so dass ich ohne mich nicht mehr Leben kann. Hast Du das je zu Dir gesagt?
Oder Dir einmal so bewusst gemacht?
Es ist ein Liebesbeweis an mich selbst:
- mich zu lieben und ehren bis an mein Lebensende.
- in guten wie in schlechten Zeiten.
- immer authentischer zu werden.mich selbst zu finden.
- mir selbst treu zu sein – in jedem Moment, mit jedem Atemzug.
Aber warum erzähle ich Dir das? Um Aufmerksamkeit zu erreichen? Nein, um Dich zu inspirieren:
- Dich zu finden, Dich zu lieben.
- Für alle Selbst-Themen wie Selbstliebe, Selbstbewusstsein, Selbstwert etc.
- Um Dir zu zeigen, was Du tun kannst, um aus den vorherrschenden Mangelgefühlen herauszukommen.
Ein kleiner Impuls von John Lennon:
„There are two basic motivating forces: fear and love. When we are afraid, we pull back from life. When we are in love, we open to all that life has to offer with passion, excitement, and acceptance. We need to learn to love ourselves first, in all our glory and our imperfections. If we cannot love ourselves, we cannot fully open to our ability to love others or our potential to create. Evolution and all hopes for a better world rest in the fearlessness and open-hearted vision of people who embrace life.“
„Es gibt zwei grundlegende motivierende Kräfte: Angst und Liebe. Wenn wir Angst haben, ziehen wir uns vom Leben zurück. Wenn wir verliebt sind, öffnen wir uns für all das, was das Leben mit Leidenschaft, Aufregung und Akzeptanz zu bieten hat. Wir müssen lernen, uns selbst zu lieben, in all unserer Herrlichkeit und unseren Unvollkommenheiten. Wenn wir uns selbst nicht selbst lieben können, können wir uns nicht vollständig für unsere Fähigkeit öffnen, andere zu lieben oder unser Potenzial zu erschaffen. Evolution und alle Hoffnungen auf eine bessere Welt ruhen in der Furchtlosigkeit und offenherzigen Vision von Menschen, die das Leben annehmen.“
Was möchte ich Dir mitgeben:
Ab heute
- Gehe raus aus Deinem antrainierten Mangel, dass Du etwas von außen brauchst.
- Höre auf, etwas von anderen zu erwarten – gib es Dir selbst.
- Prüfe immer, was Du von Dir brauchst, und sorge dafür, dass Du es bekommst.
- Liebe Dich selbst, erst dann kannst Du andere Menschen wirklich und bedingungslos lieben.
- Liebe Dich mit allen Anteilen in Dir – seien es Deine Schatten- oder die positiven Anteile.
- Sei es Dir Wert! Immer!
- Werde Dir Deine beste Freundin.
Ich habe gelernt, im Mangel zu leben.
Tatsächlich wurde mit bereits als Baby beigebracht, auf Mangel zu achten, auf das, was mir fehlt. An dieser Stelle ist es mir wichtig zu betonen, dass ich das niemandem zur Last lege – ganz bestimmt nicht meinen Eltern. Sie wussten es nicht anders. Sie sind selbst im Mangel aufgewachsen. Und auch ihren Eltern ging es ebenso. Als Kinder unmittelbar nach oder sogar zwischen zwei Kriegen war es ein Mangel, einer ganz anderen Dimension. So etwas ist immer im Auge zu behalten. Kinder, die im oder unmittelbar nach einem Krieg aufwachsen, erleben so viel Angst und ihnen fehlt es an so vielen existenziellen Dingen, dass sie schwerlich in Fülle sein können. Gerade mit Blick auf die vielen Kriegsflüchtlinge in unserer Gesellschaft ist dies zu beachten. Dieser Mangel wird üblicherweise – und ich neige dazu, zu sagen: natürlich – an die nächste Generation weiter gereicht. Und an die darauf. Einzelne dieser ersten Friedensgeneration mögen bereits in der Lage sein, dies zu erkennen. Ich erlebe, dass die viele Menschen meiner, der zweiten Friedensgeneration, erst mit 30 Jahren oder später diesen Zusammenhang von Mangel, Fülle und die Auswirkungen auf das tägliche Leben begreifen. Immer noch sind es viel zu viele, die nichts davon wissen und den Mangel erneut an ihre Kinder, bereits die dritte Friedensgeneration, weiter reichen. In dem Fall sind Kinder später Eltern und Nachzügler in Familien im Vorteil. Erst in den letzten Jahren, in denen immer häufiger von der Wichtigkeit von Bindungen, Gefühlen und Bedürfnissen die Rede ist, findet bei Eltern und Pädagogen ein Umdenken statt. Das bedeutet, erst die Babys, die heute (oder in den letzten Jahren) geboren werden – die vierte oder sogar fünfte Friedensgeneration – beginnen von Anfang an mehr in der Fülle als im Mangel zu leben. Meine Tochter gehört zu diesen gesegneten Kindern.
Was ist ein Bedürfnis?
„Hast du Hunger? Bist du müde?“
Dies sind meist die ersten Fragen, die einem Baby gestellt werden. Sie begleiten ein Kind, nun – meiner Erfahrung nach – bis ins Erwachsenenalter. Doch, sind Hunger und Müdigkeit Bedürfnisse?
Ein Bedürfnis ist etwas, das wir brauchen. Wir brauchen allerdings weder Hunger, noch Müdigkeit. Wir haben Hunger und wir sind müde. Das sind Mangel, das Fehlen von dem, was wir brauchen. Eben dies wird mit den Fragen betont. Der Fokus wird darauf gerichtet, was uns fehlt, anstatt darauf, was wir brauchen – und haben können.
Die passenden Bedürfnisse sind Nahrung und Schlaf oder Ruhe.
Typische Mangelsätze
Wie sehr wir vom Mangel geprägt sind und darauf regelrecht programmiert sind, zeigen die folgenden Sätze, die lediglich eine kleine Auswahl sind. Sicherlich kennst du sie, hast sie selbst schon häufig ausgesprochen oder von anderen Menschen, auch deinen Kindern, gehört.
- „Ich habe Durst.“
- „Mir ist langweilig.“
- „Mir ist so kalt.“
- „Es ist zu heiß.“
- „Ich bin schlapp.“
- „Ich fühle mich ausgelaugt.“
- „Ich bin einsam.“
All das sind Zustände, die einen Mangel beschreiben. Natürlich ist es sinnvoll, diese artikulieren zu können. Erst wenn ein Mensch weiß, was ihm fehlt, kann er herausfinden, was er braucht. Doch genau an der Stelle hakt es. Wir sprechen zu wenig darüber, was gebraucht wird – insbesondere mit unseren Kindern. Viel zu oft erlebe ich Szenen, die sich ungefähr so abspielen:
- „Ich habe Durst.“ – „Hier hast du etwas zu trinken.“
- „Mir ist langweilig.“ – „Dann spiel doch mit… .“
- „Mir ist kalt.“ – „Zieh deine Jacke an.“
- „Mir ist heiß.“ – „Geh in den Schatten.“
- „Ich bin schlapp.“ – „Geh‘ an die frische Luft.“ (Oder: „Bist du krank?“)
- „Ich fühle mich ausgelaugt.“ – „Ruh dich aus.“
- „Ich bin einsam.“ – „Lass uns reden.“
Kommt dir das bekannt vor? Die Antwort wird vorgegeben.
Unser Gegenüber braucht überhaupt nicht darüber nachdenken, was er braucht. Dabei kommt es vor, dass das passende Bedürfnis überhaupt nicht getroffen wird.
Kinder, die äußern, ihnen sei langweilig, brauchen eher selten eine Aufforderung zum Spiel. Natürlich kann Spiel ein Bedürfnis sein, das hinter dieser Aussage steckt. Ebenso kann es Kreativität oder Inspiration sein. Häufig brauchen Kinder in solchen Momenten allerdings Gesellschaft. Sie wollen dabei sein und mitmachen. Manchmal reicht dann schon eine Anregung. Viel wichtiger ist allerdings die Frage, nach dem Bedürfnis.
„Was brauchst du?“
„Ich sehe, dir ist langweilig. Was brauchst du?“
Mit dieser Aussage geben wir unserem Gegenüber die Möglichkeit, darüber nachdenken, was er oder sie braucht. Das lässt sich auch schon mit kleinen Kindern üben – wenn wir Eltern und Pädagogen an dieser Programmierung arbeiten.
Auch mir gelingt dies nicht immer. Viel zu häufig frage ich meine Tochter: „Hast du Hunger?“ Allerdings hänge ich die Frage nach dem Bedürfnis unmittelbar daran: „Möchtest du etwas essen?“ Auf diese Weise lernt sie auszudrücken, was ihr fehlt, ohne den Fokus einzig darauf zu richten.
Inzwischen, da ihr Wortschatz wächst und sie immer öfter selbst entscheiden möchte, frage ich eher: „Was möchtest du essen?“ Auf diese Weise komme ich gleichzeitig ihrem Bedürfnis nach Autonomie und Mitbestimmung nach.
DAS IST DAS GEHEIMNIS
Wenn ich meine Aufmerksamkeit öfter auf die Fülle statt den Mangel richten möchte und mir wichtig ist, dass auch mein Kind so aufwächst, brauche ich also nur diesem kleinen Schritt folgen. Ich frage mich immer wieder: „Was brauche ich?“ Und ich frage mein Kind immer wieder: „Was brauchst du?“ Da ich dies täglich übe – und zu Anfang mag es hilfreich sein, sich mit Spickzetteln daran zu erinnern – ändere ich Stück für Stück diese Programmierung, mit der ich seit meiner Babyzeit geprägt wurde. Mit jeder dieser Fragen richte ich meine Aufmerksamkeit mehr auf Fülle, als auf Mangel. Was das mit meinem übrigen Leben macht, ist ein neues Thema.
Mit besten Dank für diesen Beitrag an Sunny Charum (Natürlich miteinander sprechen)
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Bild Stuhl: Ich bei meiner Lieblingsbeschäftigung „Stuhlrobben“